Bio(r)Evolution™

Zum aktuellen militärisch-medizinischen Komplex

Claudia Reiche

Der Standort San Diego
Die Konferenzen
Telepräsenzen
Das "Visible Human Project™"
"The 5th Dimensional Human"

 
head "What you are looking at here is bits and bytes. Zeros and ones. But it's also a living, breathing, caring human being. This may well be a way to introduce the future to you... " (1)
(Dr. Richard Satava, 27.1.1998)

Anlaß dieses Textes sind Eindrücke beim Besuch zweier internationaler Medizinkonferenzen(2) in San Diego, die im Januar 1998 stattgefunden haben.(3) Beide Konferenzen gingen in Teilen des Programms zusammen, es kann meines Erachtens die eine gleichsam als Fortsetzung der anderen betrachtet werden, nämlich als Artikulation, mehr noch als Verdichtung des aktuellen militärisch-medizinischen Komplexes, wie er sich vielfältig gerade in San Diego erforschen läßt.
 

Der Standort San Diego
 
Denn "Komplex" hat in bezug auf den Standort San Diego eine besondere Bedeutung, wie ein flüchtiger Blick in eine touristische Broschüre erahnen lassen kann, die für verschiedene Stadtrundfahrten durch die "Navy Town" wirbt: "Join Old Town Trolley Tours as we show you one of the largest military complexes in the world."(4) Der Ort der Konferenz erscheint keineswegs zufällig, sondern trifft auf eine spezifische ökonomische, politische, geographische und soziale Konstellation.
Die Grenze zu Mexiko ist nah, so nah, daß sie mit der städtischen Straßenbahn, dem "Trolley", erreicht werden kann. Militärische, gesperrte Zonen häufen sich im Stadtbild und der Region, Ehrenmale für Gefallene sind nicht zu übersehen, die Navy prägt die Region auch durch Wohngebiete für die Angehörigen von Aktiven oder Entlassenen der Army. Vermischungen mit der zivilen Welt sind vielfach wahrnehmbar und z.B. im universitären Bereich zu bemerken. So werden an der UCSD (University of California San Diego) Professoren aus Militäreinrichtungen in den Dienst übernommen, signifikant auf dem Gebiet der neuen Medien. Beim Gang in irgendeine Buchhandlung läßt sich noch eine spezifische Beobachtung des militärischen Komplexes durchführen, der geschlechtsspezifisch situiert wird. Es lassen sich im Bereich 'Women' diverse Taschenbücher über Lady Diana oder Fantasy-Romane finden. Im Bereich 'Men', der hier extra ausgewiesen ist, großformatige militärische Bildbände, Bücher zur Militärgeschichte, auch Berichte von der 'Operation Desert Storm' oder dem Bosnien-Einsatz. Erinnert sei an dieser Stelle auch an einen Amokfahrer, der 1995 Geschichte machte und als Nachricht aus San Diego die internationalen Schlagzeilen füllte: Ein Panzer wurde gestohlen und über den Highway, über einige Autos und Häuser gefahren. Es war jemand, der zum Panzerfahren ausgebildet worden war und im Zuge des sogenannten Downsizing des Militärs, Budgetkürzungen und Personalabbau, entlassen worden war.
Jenseits dieser vermischten Aperçus liefert eine Internet-Dokumentation der U.S. Navy
(5) Zahlen und Fakten über den gegenwärtigen Status des Militärs in San Diego, wie er sich auch nach den maßgeblichen Kürzungen der nationalen Verteidigungsausgaben seit 1990 immer noch als entscheidende Größe präsentiert.(6)

Hinzuzufügen ist noch, daß die Jahresausgaben des Department of Defense für San Diego County gegenwärtig 9,6 Billionen Dollar(8) betragen. Daß hier traditionell enge Verflechtungen mit der Industrie gerade im Bereich der Luft- und Raumfahrt, der Rüstung im engeren und weiteren Sinne bestehen, von der Produktion von Missiles bis zu Hochtechnologien im Bereich Kommunikation und Navigation, trägt zum hohen durchschnittlichen Einkommen der Region bei.
Jedoch haben sich seit den einschneidenden Maßnahmen des militärischen Downsizing bereits signifikante Verschiebungen ergeben. Die Zahl der Arbeitslosen in Kalifornien ist seit 1990 im Verhältnis zur Gesamtzahl der Vereinigten Staaten erheblich steiler angestiegen und liegt immer noch über dem Durchschnitt.
(9) Insbesondere im Bereich der Luft- und Raumfahrtsindustrie geht die Zahl der Stellen beständig zurück mit weitreichenden Effekten auf die gesamte kalifornische Ökonomie. Ebenso wie viele hochbezahlte Stellen in den militärischen Hochtechnologie- Bereichen entfallen sind, so sinkt gleichfalls der Absatz der zuarbeitenden regional ansässigen Industriezweige. Eine Umstellung auf zivile Märkte hat in weiten Bereichen bereits stattgefunden, insbesondere der Informationstechnologien, z.B. der High-Tech-Medizin. Dieser Entwicklung entspricht die Förderungspolitik des Department of Defense. Die DARPA finanziert gemäß dem "Dual-Use-Act" bevorzugt Forschungsvorhaben, die auch im zivilen Gesundheitswesen Einsatzmöglichkeiten versprechen. Ein Technologietransfer in größtem Maßstab ist auf diese Weise avisiert: das über Jahrzehnte angesammelte militärisch-technologische Wissen soll in den medizinischen Bereich einfließen, auch um Arbeitsplätze der angeschlagenen Militärindustrie zu erhalten.

Eine weitere Umstellung wird aktuell staatlich gefördert und unter dem Titel "Areas of Opportunities" von der kalifornischen Trade and Commerce Agency annonciert. Hier wird mit günstigen Gelegenheiten geworben, die "venture capitalists" einladen, an eine bereits existierende Konzentration von über 200 Firmen dieses neuen Technologie-Bereichs in San Diego anzuknüpfen. Definiert als "techniques that use living organisms or their components to make products" (10), stellt der Bereich Biotechnologie eine der geförderten sogenannten Zukunftstechnologien dar.


 

Die Konferenzen

Allerdings stellte diese spezifische lokale Konstellation, die sich bereits als ökonomische Shift vom militärischen zu zivilen Hochtechnologien und in Richtung auf das bio-medizinische Feld angedeutet hat, kein Thema der Konferenzen dar. Problematisierungen des sogenannten "doppelten Nutzens" im militärischen und zivilen Bereich, z.B. im Sinne einer zweifelhaften Militarisierung und Technologisierung der Medizin hatten keinen Ort und wurden auch in Diskussionsbeiträgen nicht zur Geltung gebracht.
Die Perspektive war demgegenüber global und durchaus optimistisch angelegt: Nicht nur die Zukunft des amerikanischen Gesundheitswesens, nein sogar die Zukunft der Erde, ja des Lebens selbst, bildeten, wenn nicht den Mittelpunkt, so doch den feierlichen Fluchtpunkt vieler Präsentationen. Dies allerdings bei einer überdurchschnittlichen Anzahl von Sprechern aus San Diego und Kalifornien, die in der Wissenschaft und unternehmerisch im Bereich des Technologie-Business engagiert waren, sowie einer grundmotivisch durchgehaltenen militärischen Bezugsgröße: der medizinischen Versorgung auf Schlachtfeldern der Zukunft, wie sie in verschiedenen Szenarios immer wieder vor Augen geführt wurde. Die Angaben der Informationsbroschüren beider Konferenzen antworteten auf die Frage "Who should attend?" mit einer fast identischen Liste "Physicians, Surgeons, Roboticists, Information Scientists, Medical Technologists, Biotech Entrepreneurs & Researchers, Biomedical Professionals, Medical Technologists, Venture Capitalists & Corporate Futurists (...), Anyone interested in the future of medicine and biotechnology", doch erklärte dies allein noch nicht so viele spiegelglatt polierte Lackschuhe, anscheinend universeller Bestandteil hochrangiger US- Uniformtypen, die auf den dicken Teppichböden der Lobbies und Konferenzsäle, umfunktionierten "Ballrooms" des Hotels, in erstaunlicher Reglosigkeit verharrten, "Attendees" der Konferenz.
Es wird jetzt darum gehen eine persönliche "guided tour" zu unternehmen ­ durch etwas, das sich aus meiner Perspektive im Laufe der Konferenzen unter dem Stichwort "militärisch-medizinischer Komplex" herauskristallisiert hat. Der weitgespannte Rahmen dieser Tour verdankt sich abbildlich dem ausgreifenden Konzept der Konferenzen, die unter eingetragenen Warenzeichen nicht weniger versprechen, als die Zukunft der Menschheit zu bestimmen ­ als eine bessere, sicherere, gesündere.

Ausgangspunkt der Tour bildet nun die 6. Konferenz der jährlich stattfindenden Reihe "Medicine Meets Virtual Reality™", die sich als das 1. internationale Forum bezeichnet, unter dem Medizin und interaktive Technologie eine Schnittstelle bilden, um etwas zu bewirken: "to create the future of healthcare".(12) Die Eigenbeschreibung der Konferenz geizt nicht mit Superlativen, die Leistungen werden zur Konsumtion angeboten:

Das diesjährige Thema formulierte sich als: "Art, Science, Technology: Healthcare (R)evolution™". "Medicine is art. Medicine is supported by science. Medicine is enabled by technology.", so lauteten die Slogans auf den Postern und Hochglanzprospekten. Das Programm-Komitee bestand aus 33 renommierten Vertretern aus Regierungseinrichtungen, Universitäten und der Wirtschaft.(14)
Die zweite Konferenz, die erstmalig stattfand und die auch den Titel dieses Textes geprägt hat, führte den Namen: "Bio(r)Evolution™, NextMed: The End of Healthcare? (Thought ¥Health¥ Immortality)". Programm-Verantwortlicher war in diesem Fall eine einzelne Person, Dr. Shaun B. Jones, der auch im Programm-Komitee der anderen Konferenz vertreten ist. Shaun B. Jones ist Angehöriger der Defense Advanced Research Projects Agency. Er erfüllt dort die Aufgabe eines "Program Manager for Unconventional Pathogen Countermeasures in the Biological Warfare Defense Program".
Die Titel und Untertitel der Konferenzen lassen bereits den Stil erkennen, der auch die jeweilige Formulierung der Thesen, Fragestellungen und Zielsetzungen der Konferenzen dominiert. In die Augen springt zunächst der Schutz der Titel als eingetragene Warenzeichen. Die nachgestellte Abkürzung "™" heißt "Trademark", also Schutzmarke oder Warenzeichen. Offensichtlich ist, daß Worte hier die Eigenschaft haben, Warennamen zu sein, Bestandteil des Geschäfts. "Medicine is Art", hieß es programmatisch. Zumindest in dem Sinne, daß die Kunst des Produkt-Marketings exerziert wird, erfüllt sich die Aussage prompt.
Wer schon Worterfindungen schützt, die den Namen der Revolution entwendet haben, gibt unmittelbar zu erkennen, daß darauf spekuliert wird, daß das richtige Wort am richtigen Platz Gold wert sein wird, z.B. eine entscheidende Beeinflussung bewirken kann. Da die Tendenz der Beiträge nicht grundlegend variierte, scheint es kaum übertrieben, jedem Wort, auch innerhalb der einzelnen Beiträge, im Geiste ein kleines "™" anzuhängen. Worte scheinen in diesem Kontext Werkzeuge einer Verkaufsstrategie zu sein, abgesehen von den gepfefferten Teilnahmegebühren, von bis zu 630$ pro Konferenz. Im Duktus der Konferenzen könnten sie als 'Werkzeuge aus Information' bezeichnet werden. Denn in steter Wiederholung heißt es in Einleitungen und Schlußworten "The future of healthcare is information." Wir wissen bereits: Information, die verkauft und die man verkaufen kann. Wenn es schon um Informationstechnologien und die Vorbereitung des Marktes geht, so formuliert sich dies auf den Konferenzen stilvoller im Leitwort: "Information Heals".
Diese Healthcare(R)evolution, bei der sich das eingeklammerte (R) der Vorstellung andient, daß eine zukünftige positive Entwicklung im amerikanischen Gesundheitswesen wie eine natürliche Evolution der Arten vollziehen wird, möchte die explodierenden Kosten und Unzulänglichkeiten des amerikanischen Gesundheitssystems verringern helfen, indem in Informationstechnologien im weitesten Sinne investiert wird.
Was unter 'Information' im Bereich des Gesundheitswesens verstanden wird, variiert in der spezifischen Qualität . Es können sowohl Selbsthilfegruppen gemeint sein, die Erfahrungen über das Netz austauschen, wie Chipkarten für elektronische Patientenakten mit extremer Speicherfähigkeit, oder auch Fortschritte bei der Entzifferung des menschlichen Genoms.
'Information' kann auch Gesundheitsaufklärung, -erziehung im weitesten Sinn meinen. So ist die Titelfrage der Konferenz NextMed: "The end of healthcare?" keinesfalls als kritische Frage nach dem möglichen Zusammenbruch oder Ruin des US- Gesundheitswesen gemeint, sondern als positive Zukunftsvision. Die Idee, die immer wieder vermittelt wurde, lautete: Durch eine neue Form der 'Healthcare' ließe sich ein Großteil der Kosten im Gesundheitswesen vermeiden, zum Beispiel durch weitgehende Reduzierung der Arztkontakte. Wie ist diese Vorstellung mit dem Anspruch einer qualitativen Verbesserung des Gesundheitssystems zu vereinbaren?
Erläuternd werden Statistiken angeführt, die den aktuellen Zustand als in höchstem Ausmaße ineffektiv darstellen sollen: 50-80 Prozent der Personen, die einen Arzt aufsuchen, brauchen nicht wirklich ärztliche Hilfe. Für 70-80 Prozent der gesundheitlichen Probleme kann man selbst sorgen, wenn man das genügende Wissen hat. Da bleibt nicht mehr viel übrig.
(15)
Der Rest an nötiger Healthcare im Falle anerkannter, gewissermaßen objektivierter Gesundheitsprobleme solle, so wurde in Vorträgen entwickelt, durch gentherapeutische Interventionen zu beseitigen sein, zum Beispiel gegen Alterungsprozesse oder Krebs.(16) Das Ideal ewiger Gesundheit für alle wird allen Ernstes visioniert und als glückliches Ende der "Healthcare" in Aussicht gestellt, gentechnologische Waffen gegen Alterungsprozesse und Tod wurden mithilfe der Beschreibung vielversprechender Tierversuche in greifbare Nähe gerückt. "Thought ¥ Health ¥ Immortality". Im Konferenzprogramm von NextMed stellt sich diese Perspektive mit folgenden Formulierungen her:

Krankheit, so wird suggeriert, kann bald der Vergangenheit angehören, besiegt durch Informationstechnologien. Aber was kann das heißen, wenn mit 'Information' geheilt werden soll? Ein kritisches Bewußtsein oder ein spezifisches Wissen kann so mit der genetischen Information von Körperzellen gleichgesetzt werden als sei das alles eins. Die Entdifferenzierung möglicher Bedeutungen durch die Reduktion auf ein und denselben Zentralbegriff gerät zu einer Figur, die im Material der Sprache den Träger für interessengeleitete Überzeugungen abgibt: bis hin zum Glauben an eine Unsterblichkeit, ewige Gesundheit, glückliches Leben durch die technologische Beherrschung dieser allumfassenden 'Information'.
Was sind die Konsequenzen dieses einfachen und effektiven Manövers im sprachlichen und philosophischen Bereich? Es steht hier nicht weniger auf dem Spiel als die Abschaffung dessen, was in sozialen, kulturellen und juristischen Traditionen bisher als Subjekt verstanden wurde. Das Ich scheint hier qualitativ als gleichartig mit der Information verstanden zu werden, die z.B. aus einem Haarbüschel als genetische Individualität festgestellt werden könnte. Ein komplexer Prozeß der Wissensaneignung und Wissenskritik, früher gängigerweise als Wissenschaft bezeichnet, die als kulturelle Arbeit verstanden wurde, wird hier mit dem einen Informationsbegriff abgeschafft.
Auch die Vorsilbe "Bio-" vor der evolutionären Revolution durch die 'Information' dankt als ein Begriff ab, der noch einen Widerstand anzeigen sollte, zum Beispiel in ökologischer, politischer Diktion. "Bio-", das ist hier z.B. genetische Information oder medizinische Daten in Simulationsumgebungen. Auch deren 'Realisierung', wie zum Beispiel beim Cloning ist 'Information'. In dieser Weise lesen sich auch die hoch gegriffenen Parolen der Konferenz Medicine Meets Virtual Reality: "Medicine is Art" ­ das kann im vollen Wortsinn behauptet werden, wenn es Kunst und Kultur im alten Sinne nicht mehr gibt. "Medicine is supported by Science" ­ das erstaunt, da sonst Medizin selbst als eine Wissenschaft galt. Hier ist die Medizin über die Wissenschaft aufgestiegen als Herrscherin über die 'Information' und das Leben. Dankbar erinnert sich die programmatisch eingesetzte Welt- und Lebensbeherrscherin doch der Hardware, die ihr diese Macht gegeben haben soll: "Medicine is enabled by Technology." Technologie, das muß nicht mehr gesagt werden, ist computerbasiert.

Exemplarisch möchte ich nun auf zwei Projekte, bzw. Forschungsschwerpunkte eingehen, die zusammenwirken und die Realisierung dieser 'Information' auch auf nicht-sprachlichem Terrain durchführen und konkrete Folgerungen absehen lassen. Es geht zum einen um die langfristigen Bestrebungen, telepräsentische Anwendungen in der Medizin der Zukunft einzuführen. Telepräsenzsysteme bezeichnen eine Form der Virtuellen Realität. Das Prinzip besteht darin, ein robotisches Endgerät aus räumlicher Entfernung anzusteuern und Befehle ausführen zu lassen. Um nun zu wissen, welche Kommandos sinnvoll gegeben werden sollen, ist es nötig eine Repräsentation der Umgebung des Ausführungsortes möglichst in Echtzeit zum Ort des Kommandogebers zu übermitteln. Traditionelle Forschungsgebiete betreffen die Handhabung von gefährlichen Substanzen aus sicherer Entfernung, wie im Falle radioaktiver Strahlung, sowie unbemannte Aufgaben im Weltall oder chirurgische Eingriffe über große Entfernungen, z.B. als Versorgung an entfernten Kriegsschauplätzen.
Im weiteren soll das wohl umfassendste Projekt medizinischer Datenvisualisierung, das "Visible Human Projekt™" der National Library of Medicine, US vorgestellt werden. Die in diesem Zusammenhang erstellte 3dimensionale virtuelle Körperrepräsentation bietet auch für zukünftige telepräsentische medizinische Anwendungen ein technisch neuartiges 'Modell' des menschlichen Körpers, das als "realistische" Körperrepräsentation gehandelt wird. Beide gewählten Projekte sind konzeptuell und technisch kompatibel ­ wie ein Rechner und Peripheriegeräte, oder wie Hard- und Software.

 

Telepräsenzen
 
Telepräsenz verbindet die griechische Vorsilbe 'tele-', fern, mit Präsenz, zu einer 'Fern-Präsenz', einer neuartigen, gespaltenen Gegenwart oder Anwesenheit.
Der Begriff "Telepräsenz" wurde 1969 am Massachusetts Institute of Technology geprägt - von Marvin Minsky, Professor für Künstliche Intelligenz. Sein Text "Towards a Remotely-Manned Energy and Production Economy" bietet folgende Veranschaulichung des Konzeptes:

Aber was ist da eigentlich beschrieben? Bewegungen der eigenen Arme, Hände und Finger werden an einem anderen Ort ausgeführt, außerhalb des Körpers. Werden Bewegungen in die Ferne transportiert? Und: Was heißt in diesem Kontext 'Handbewegung'? Aufgezeichnet und übertragen wird ein räumliches Ereignis, in einem zeitlichen Ablauf ­ eine dreidimensionale Raumkurve, die in einer bestimmten Richtung und Geschwindigkeit durchlaufen wird. Solche Bewegung, sofern sie in Signale übersetzt und fernübertragen wird, kann zugleich an einem und an einem anderem Ort stattfinden. Übersetzungen beinhalten allerdings mögliche weitere Vervielfältigungen und Variationen dieser Bewegungen.
Das Problem stellt sich: Mit welcher Orientierung sollte jemand seine Hände bewegen, um mit der Übertragung dieser Bewegungen in die Ferne etwas zu tun? Die in Minskys Text genannten Sensoren der künstlichen Hände geben hier Rückmeldung. Zum Beispiel können diese künstlichen Hände 'fühlen' und 'sehen', indem Signale an den Operator zurückgeleitet werden, die maschinell in ein Fühlbares und Sichtbares übersetzt werden müssen. Die künstlichen Hände fungieren als Sonden in fernen, unzugänglichen Gebieten, um ein 'Fernfühlen 'und 'Fernsehen' des Operators zu ermöglichen, das er durch Bewegungssignale steuern kann. An ein solches Gerät angeschlossen könnte jemand irgendwo auf dem Mount Everest einen Stein aufheben oder einem Bergsteiger ins Gesicht blicken, falls sich die sonderbaren 'fühlenden' und 'sehenden' Hände dort befinden. Wenn sich die telepräsentischen Hände im gleichen Raum befänden, wäre es auch möglich 'sich' anzublicken und den eigenen 'Körper' zu fühlen, wie mit einem Griff über Zeit und Raum hinweg, unter Dissoziation des 'Körpers', auch wenn nur Signale, keine Körperteile fernübertragen werden.
Verwirren kann bei solch künstlicher Selbstbezüglichkeit die Überlegung: Wo ist 'hier', wann ist 'jetzt'? Das zu beantworten wird ebenso ungewohnt wie die Frage: wo sind die Grenzen meines oder eines anderen Körpers? Welche Rolle spielen die vom Ausführungsort gesendeten Bilddaten im Verhältnis zu den räumlichen Bewegungsaufzeichnungen?
Was 1969 als Sensoren benannt wurde, die visuelle, taktile und räumliche Informationen rückmelden sollten, bzw. als "Hände", die in der Ferne operieren können, wird heute in zahlreichen Produkten realisiert und wurde in vielfältigen Beispielen auf den Konferenzen präsentiert. Zu nennen ist hier exemplarisch ein DARPA- Projekt, entwickelt vom Spawar Systems Center, der sogenannte "Sensate Liner for Combat Casualty Care", ein vom Soldaten zu tragender Computer in Gestalt eines T-Shirts, das ein "Global Positioning Tracking System" enthält, das die Lokalisierung seines Trägers im Umkreis von 3 feet (91,5 cm) erlaubt. Durch Software, die in Form von elektrisch leitenden, codierten Fäden in das Kleidungsstück integriert ist, kann der Weg des Projektils berechnet werden, sowie eine erste Analyse erstellt, welche Organe des Soldaten verletzt sein könnten. Die optischen Sensoren des T-Shirts können das an der Wundöffnung austretende Blut farblich analysieren und hinsichtlich venöser oder arterieller Anteile bestimmen. Akustische Sensoren liefern Daten für Prognosen über Geschwindigkeit und Größe des eingedrungenen Projektils. Daten über die Atmung, den Blutdruck und den Puls werden übermittelt, sowie physikalische Daten über Bewegung oder Stillstand und Umwelt-Informationen, z.B. die Temperatur. Prozessor und Sender sind als kleines Elektronic-Pack am Kleidungsstoff verbunden. Wird dieser tragbare Computer im Verhältnis zu den von Minsky 1969 beschriebenen fernwirkenden "Händen" gedacht, hätten diese "Hände" jetzt die Form eines T-Shirts, mit der Fähigkeit zu differenzierter Fernwahrnehmung, die für den überwachenden Arzt in Form von Bildern, Tönen und Diagrammen ausgegeben wird.
Soll diese Entwicklung den permanenten Anschluß zunächst von Soldatenkörpern an den Datenraum eines universalisierten Konzepts der Telepräsenz ermöglichen, so ist das folgende Projekt konkret für die Optimierung von telepräsentisch eingesetzten endoskopischen Operations-Werkzeugen konzipiert. In diesem Beispiel befindet sich der Patient bereits unter dem ferngesteuerten Operations-"Händen". Der "Computerized Endoscopic Surgical Grasper" von der Universität Washington soll dazu dienen, das taktile Feedback bei Fernoperationen zu verbessern. Eine automatisierte Funktion erlaubt es dem Greifer selbständig durch eine Serie von Druckbewegungen mechanische Eigenschaften des angetasteten Gewebes zu erfassen und so Dünndarm, Lunge, Milz, Leber, Dickdarm und Magen zu erkennen. Auch haptische Differenzierungen hinsichtlich gesundem oder krankem Gewebe sind bereits in der Entwicklung.

Essentieller Bestandteil eines Telepräsenzsystems ist dabei die Visualisierung der am fernen Ort von Sensoren "berührten" oder "angeblickten" Objekte. Am deutlichsten wird dies bei 3dimensionalen Simulationen. Diese Visualisierungen können in der Simulation über HeadMountedDisplays oder die verschiedenen Modelle der immer leichteren und kleineren Shutter-Brillen eingespielt werden. Selbst als Laserstrahl, der das Bild ohne ein Display vor dem Auge direkt in das Auge, auf die Retina projeziert ("Virtual Retinal Display") ist eine Bildausgabe denkbar. Der bildliche "Realismus" dieser Visualisierungen im Sinne hochauflösender wie photographischer Bildqualität ist hierbei wegen des großen, verzögernden Rechenaufwands nicht primäres Ziel. Auch über möglicherweise auf den ersten Blick primitive Visualisierungen, die vielleicht an graue Schatten oder auch bunte Klötzchenwelten erinnern, sind komplexe reale Aktionen ausführbar. Berichtet wird von Benutzern solcher Telepräsenzsysteme regelmäßig eine andere Erfahrung, die den Eindruck erlebter Realität auf ein 'Präsenzgefühl' zurückführen. Als entscheidend werden die Veränderungen der 3dimensionalen Bildwelt entsprechend den Kopf- und Handbewegungen erlebt. Strukturierend wirkt hier die Wahrnehmung, daß mit einer Handbewegung (z.B. im Datenhandschuh oder am mechanischen Manipulator-System) sich die bildliche Repräsentation der Hand ähnlich bewegt. Wenn der Kopf gedreht wird, wird sich der Winkel der eingespielten Bildlichkeit ebenfalls drehen, wenn das Werkzeug gesenkt wird, wird auch die bildliche Simulation ein Senken der Werkzeugspitze zu sehen geben. Jedoch bleibt erkennbar: die Bewegung, die gesehen wird, ist eine andere als die, die ausgeführt wird. Was in einem telepräsentischen System wahrgenommen wird, ist nicht das, was getan wird, nämlich nicht das, was von den Endgeräten ausgeführt wird. Formelhaft ausgedrückt: Ich sehe nicht, was ich tue. Jedoch wird der Benutzer 'sich' aus der wahrgenommenen Synchronizität der Bewegungen als handelndes Subjekt rekonstruieren müssen und diese zeitliche Korrelation als Garanten einer pragmatisch angenommenen Identität interpretieren.
In Hinblick auf das bearbeitete Objekt gilt auf dem Feld der telepräsentischen Chirurgie: Operiert werden muß im eigentlichen Sinne am "Bild", allerdings in diesem Falle mit lebensentscheidenden Konsequenzen für den derart Abgebildeten. So kann ein Schnitt in diesen neuartigen 'Bild-Körper' als ein Rechenvorgang und als ein Schnitt in einen lebenden Körper wirken.

Ein verfilmte Szenario des US- Verteidigungsministeriums von 1994 zeigt bereits Soldaten, die im Falle einer Verwundung, nach elektronischer Ortung und Ferndiagnose nur noch von Kameraden in einen Operationscontainer transportiert und von einer Krankenschwester in die richtige Lage zum Operationsroboter gebracht werden müssen, so daß ein vom Spezialisten aus sicherer Entfernung gesteuerter Roboter das Projektil entfernen und die Wunde nähen kann. Der Eindruck dominiert, daß eine saubere, präzise Arbeit an einer Art Bausatz durchgeführt wird, als der der Körper des Soldaten hier erscheint.
Wenn man sich einmal vergegenwärtigt, daß ein Satellit die Handgesten des Chirurgen als codierte Datenströme an die Werkzeuge weiterleitet, die im Bauch des Verletzten arbeiten, ­ wären in diesem Szenario nicht Weltraum, Erde und Körper der Soldaten als ein einziges virtuelles und reales Schlachtfeld integriert? Und noch weitergedacht wäre dieses Schlachtfeld selbst zu einem sonderbaren neuen, unermeßlichen 'Körper' aus Knochen, Fleisch und Daten transformiert, bildlichem Vorstellungsvermögen entgleitend. Computererzeugte Bildmöglichkeiten tasten so auch etablierte Kategorien wie Fiktion und Dokument an, die bisher ausgemachte Grenze zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem oder auch die Grenze zwischen lebendig und tot.
Es gilt hier einmal mehr die Beobachtung, daß bei einer qualitativen Veränderung und Erweiterung bildtechnischer Möglichkeiten, ein alter Wunsch wieder Wirksamkeit entfaltet, der sich als 'Glaube an das Bild' bezeichnen ließe. Es ist der Glaube, über die vergrößerte Beherrschung des Bildes auch dessen Referenz in der Realität habhaft zu werden, auf den der entdifferenzierende Begriff der 'Information' zugreifenkann. Die Behauptung einer Veränderung der Bildmöglichkeiten, die womöglich tiefer in das "Gewebe der Gegebenheit" eindringt, als es bisher je der Fall war und eines neuen 'Glaubens an das Bild' soll nun am Beispiel des "Visible Human" Projekts etwas weiter ausgeführt werden. Die Mehrzahl der Vorträge auf beiden Konferenzen nahm Bezüge zu diesem Projekt auf.

 

Das "Visible Human Project™"

Das "Visible Human Project™" muß in vielfacher Hinsicht als prominent bezeichnet werden. Auch in den Medien ­ in Zeitungsartikeln, Fernsehberichten und online auf World Wide Web-Pages, ebenso wie auf den Fachkonferenzen ­ wird es als avanciertes und umfassendstes Projekt medizinischer Datenvisualisierung vorgestellt. Erstaunliches Motiv der populären wie seriösen Berichterstattung bildet die wiederkehrende Idee eines Übergangs: von einem lebendem Organismus in ein sonderbar 'lebendes Bild'. Der Terminus erinnert wörtlich den vergangenen Glauben an die ehemals neue Bildlichkeit des Films. Denn unter den vielen frühen Bezeichnungen für die Medientechnik Film, kursieren Bezeichnungen wie "Bioskop", Biographe", "Lebende Photographien" und "Lebende Bilder". Diesem Motiv einer Verwechslung mit dem neuartig abgebildeten 'Leben' möchte ich am aktuellen Beispiel des "Visible Human" nachgehen.

In Auftrag gegeben wurde der "Visible Human" von der US-amerikanischen National Library of Medicine. Medizinische Bild-Datenbanken, die in Hochleistungs-Computer-Netzwerken zugänglich werden sollen, stellen ein grundlegendes Ziel dieser Organisation dar. Langfristig soll eine umfassende "Digital Library" realisiert werden, in der medizinische Bild- und Textinformationen, als Wissensbasis aufgearbeitet und zur Hypermedia-Struktur verknüpft, abrufbar sind. Dazu gehören zum wesentlichen Teil Auswertungen visueller Informationsträger, die von Experten segmentiert werden. Segmentieren, das heißt, z.B. bei einer Computertomographie die Konturen von Knochen, Muskeln und Weichteilen im Bild zu erkennen und zu markieren, damit im Bild durch Text- Markierungen, die anatomischen Bezeichnungen jedes identifizierten Bildteils, als ein "visuelles Wissen" organisiert werden können.

Als erstes Projekt auf dem Weg zu einer "Digital Image Library" wurde das Projekt "Visible Human" entworfen und 1986 in Auftrag gegeben. Für diese digitale Bibliothek des "sichtbaren Menschen" sollten zunächst Volumendaten eines "complete, normal adult male and female" erfaßt werden, und zwar durch digitalisierte photographische Querschnittsbilder menschlicher Leichen, ergänzt durch computertomographische, und Magnet-Resonanz-Bilder. Dies geschah in den letzten vier Jahren an der Universität Colorado, Health Sciences Center unter der Leitung von Victor Spitzer, Informatiker und David Whitlock, Anatom. Das Datenset der zuerst bearbeiteten männlichen Leiche, erhielt den Namen "Adam".

Als "first digital description of an entire human being" gerühmt, beschreibt der "Visible Human, male" nicht nur die eine spezifische Gestalt der männlichen Leiche, sondern nebenbei den ganzen Menschen, das "entire human being" neu. Durch die Forderung einer Erfassung eines ganzen "Menschen" in der Bilddatenbank wird eine bemerkenswerte Vollständigkeit der Aufzeichnung gefordert, die theoretisch unmöglich ist, da sie gegen unendlich strebt. Praktisch stellt sich die Forderung nach der technisch größtmöglichen Genauigkeit und Lückenlosigkeit der Bildaufzeichnung, gedacht als größtmögliche Datenmenge für eine hohe optische Bildauflösung.
Doch bekannt gemacht wurde das Projekt "Visible Human" nicht schlicht als Datenmenge, sondern die Bilder der Leichen tauchten in Print- und TV-Veröffentlichungen als etwas ganz anderes auf, nämlich als "phantastische Schöpfung des ersten (echten) digitalen Menschen" : Das angebliche 'Leben' dieser Daten lieferte die Schlagzeilen und das heißt, das Datenset "Adam" wird im biblischen Wortsinn geradezu als Wiederholung der Schöpfung beschrieben, als Belebung toter Materie. Auch als Wiederbelebung, nämlich als "Wiederauferstehung" eines Toten in elektronischer Form taucht "Adam" in der Presse und im Fernsehen auf. Suggeriert wird so ein mögliches "Weiterleben" eines Menschen in Form einer lückenlosen, vollständigen, identischen Aufzeichnung im Computer. Die beanspruchte Lückenlosigkeit der bildlichen Aufzeichnung schlägt hier um in die Vorstellung einer Lückenlosigkeit zwischen Bildlichkeit und Abgebildetem, die nicht unterschieden von einer identischen Verdoppelung wäre: ein Bild ist hier wie ein Klon gedacht.

Aus dem Datenmaterial sind nun in den letzten Jahren von Wissenschaftlern weltweit immer "realistischere" Simulationen erzeugt worden, die eine Vielzahl 3dimensionaler Visualisierungen, sogenannter "virtueller Menschen" aus den Daten der photographischen Schichtbilder erzeugt haben. Zukünftige Anwendungen des Datensets "Adam" sollen ebenfalls Bewegungssequenzen des virtuellen Körpers erarbeiten, um aktive und passive Bewegungssimulation zu erreichen.

In einem Fernsehinterview(28) informiert auch Victor Spitzer selbst über geplante Animationen des Datenmaterials durch die Gestaltung von Muskelbewegungen, insbesondere die Hinzufügung der Bewegungsabläufe eines schlagenden Herzens, einschließlich der Simulation des gesamten Blutkreislaufs, - als handele es sich um den wissenschaftlichen Einsatz derjenigen Programme für Special Effects im Spielfilm, die bei der digitalen Modellierung synthetischer Figuren genauso auf einen realistischen Eindruck der Bewegungsabläufe angewiesen sind wie die medizinische Visualisierung. Victor Spitzer erläutert jedoch noch weitergehende Absichten der "realistischen" Belebung des virtuellen Körpers. Nicht nur vorbereitete Bewegungssequenzen sollen abgespielt und modifiziert werden können, sondern auch Programme mit mathematisch unvorhersehbaren Prozessen - wie diejenigen aus dem Bereich des 'Artificial Life' - sollen auf den virtuellen "Menschen" angewandt werden. Auf diese Weise könnten auch Alterungsprozesse mit Gewebeveränderungen und anderen physiologischen Konsequenzen simuliert werden; ebenso Krankheitsverläufe, z.B. das Entstehen eines Tumors an angegebenen Stellen im Gehirn beobachtet werden.(29)

Die geplanten Bearbeitungen des Datenmaterials "Adam" zielen auf die Entwicklung von Virtual Reality Umgebungen, die neben dem visuellen auch ein taktiles Feedback erlauben und zur Simulation chirurgischer Eingriffe in den virtuellen Menschen dienen sollen. Der angestrebte hohe Realismus dieser Umgebung soll z.B. die Formveränderungen in 3dimensionaler Visualisierung ebenso wie den mechanischen Widerstand verschiedener Gewebe beim Schnitt mit einem virtuellen Skalpell simulieren. Anwendungen dieser bereits in Anfängen realisierten Hard- und Software-Gestaltung des "Visible Human" werden in der chirurgischen Ausbildung als Operationssimulator liegen.
Der virtuelle "Mensch" kann beliebig seziert und interaktiv bearbeitet werden, seine gespeicherte Gestalt läßt sich immer wieder spurlos zusammenfügen. Die realen Schnitte scheinen durch Visualisierungsprogramme wieder zusammengefügt zu werden, als regelmäßige Differenz zwischen Volumeneinheiten sind sie im neuen virtuellen bildlichen Gewebe verschwunden.
Es ist eine Bildlichkeit, die von allen Punkten des Raums aus den Blicken oder virtuellen Werkzeugen zugänglich gemacht werden kann, gedreht oder geöffnet werden kann oder in die man, als vollständige Öffnung aufs Sichtbare hin wie in einen Tunnel eindringen kann. Eine Bildlichkeit wird erzeugt, die den 'Datenkörper' für den Blick geradezu umstülpen kann.
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Geübt werden könnte dann am jeweiligen Einzelfall. Denn bei Verrechnung der "Visible Human" Datenstruktur mit den spezifischen Daten des jeweiligen Patientenkörpers würde der jeweilige Patientenkörper simuliert. Entscheidend ist diese Verrechnung, die "Matching" genannt wird, da eine Repräsentationsfunktion entwickelt wird, die bisherige Unterscheidungen zwischen 'Modell' und 'Einzelfall' neu artikuliert. So wie der "Visible Human, male" zugleich individuelle Gestalt und strukturierte Wissensbasis ist, so kann der Datensatz eines beliebigen männlichen Patienten auf die analysierte Struktur dieses einen virtuellen Menschen bezogen und spezifisch visualisiert werden.
Ein so geübter Eingriff soll in geeigneten zukünftigen Operationsräumen mit den gleichen Handgesten am realen Patienten auszuführen sein. Voraussetzung ist dabei eine telepräsentische Übertragung der Aktionen im simulierten Patientenkörper durch einen Operationsroboter in eine reale Operation. Verschiedene Pläne für Operationsräume der Zukunft sehen derartige telepräsentische Übertragungen innerhalb eines Raums als Normalfall eines chirurgischen Eingriffs vor.
Die Bildauffassung des "Visible Human" Projekts könnte aus dieser Perspektive als Entzifferung eines im Bild verborgenen, jetzt interpretierten Wissens über den 'Menschen' gelten. Aber nicht nur der Bauplan des digitalen Bildes selbst ist als Datenmenge analysierbar und manipulierbar gemacht, sondern über die Entzifferung des Bildes soll auch der Bauplan des Abgebildeten, des 'Menschen' erkannt und bearbeitet werden können. Operiert würde in diesem Sinne ein neuartiger 'Bildkörper' auf der ungewissen Grenze zwischen Leben und Tod, zwischen der Materialität einer neuen Bildlichkeit und der Materialität eines menschlichen Körpers, das heißt: in der 'Information' ­ wie es technisch präzise heißen muß, insofern hier eine Grenze bezeichnet wird.

 

"The 5th Dimensional Human"

In enger Korrespondenz zu diesen Überlegungen verhalten sich nun Elemente eines zentralen Vortrags der Konferenzen, der von einem der bekanntesten Protagonisten der Telemedizin und des Einsatzes von Virtueller Realität in der Medizin präsentiert wurde, Colonel Richard M. Satava. Als geistiger Vater der virtuellen Medizin und der Konferenzen selbst wurde er in San Diego vorgestellt. Seiner Biographie ist zu entnehmen, daß er nach langjähriger Arbeit als Projektleiter bei der Defense Advanced Research Projects Agency zur Zeit eine Professur für Chirurgie in Yale hat.

Wie ein Modell dieser Formulierungen wirken die im World Wide Web publizierten Ziele und Aufgaben der DARPA, dem früheren Wirkungsort Satavas:

Eben diese Perspektive , die die militärischen Forschungsangebote als Kreativ-Pool für eine freie Entfaltung visionärer Ideen begabter Informatiker und Ingenieure ansieht, vertritt nun seit Jahren Richard Satava.
Sein Vortrag auf der Konferenz "NextMed" trug den Titel "The 5th Dimensional Human: Integrating Physical, Biochemical and Informational Worlds." Was hat es mit dieser erstaunlichen fünften Dimension auf sich? Neben den drei Dimensionen des geometrischen Raumes und der vierten Dimension, der Zeit, wurde als fünfte die Dimension der 'Information' eingeführt.
Im gesprochenen Wort formulierte Satava es folgendermaßen:

Hier wird beispielhaft entwickelt, was die Überwindung des 'Menschen' im Modus von 'Information' heißen kann. Mit 'Avatar' wird die bildliche Repräsentanz eines Benutzers in einer virtuellen Umgebung bezeichnet. Ein Avatar kann z.B. nur ein stilisiertes Handsymbol sein, das zum Navigieren in der Umgebung dient, es kann aber auch die Repräsentanz des Benutzers in Form einer ganzen, oft phantastischen Gestalt meinen. Der "medizinische Avatar", von dem Satava gesprochen hat, soll auf der Datenstruktur des "Visible Human" basieren. Weder soll bloß ein Modell für den 'Menschen' erzeugt werden, noch bloße Daten-Rekonstruktion von konkreten Individuen, sondern hier äußert sich ein noch weiterreichender Wunsch, wie folgende Aussagen Satavas belegen:

Ist das so? Daß man die gleiche 'Information' bekommt? Daß der medizinische Avatar die identische 'Information' des Patienten ist? In seinem Vortrag zum 'fünft-dimensionalen Menschen' sagte Satava abschließend, daß das große Ziel, das von vielen zusammenwirkenden Kräften angestrebt werde, die Erschaffung einer anderen Welt sei, die als Welt aus 'Information' neben unserer realen Welt existiere, "um Dinge zu tun, zu denen wir nie fähig waren."
Visioniert wird hier eine beständige, unermeßliche, allumfassende Datenerhebung, die an eine Zentrale weitergeleitet werden soll. Datenströme wie von den Schlachtfeldern der Zukunft, sollen auch aus dem Alltag eines jeden, der an dies Healthcare-System angeschlossen wäre, in den Bau der sich immer weiter vervollständigenden 'Informationswelt' fließen:

Die automatische Examinierung im zukünftigen Badezimmer wird durch Sensoren im WC gelöst (zur exkrementellen Untersuchung), im Spiegel (zur Augendiagnose) oder auch im Griff der Zahnbürste (zur Messung von Puls und Blutdruck). Anläßlich eines Videos, das einen aus dem Datenmaterial des "Visible Human" errechneten Bildkörper zeigte(36), erläuterte Satava:

'So werden Sie aussehen', das wäre die logische Fortsetzung dieses Gedankens. Denn in diesem euphorischen Sprachgestus ist eine Grenze überschritten. Die 'Informationswelt' und die 'reale' sind miteinander identifiziert. Entfallen ist dem Sprecher spätestens an dieser Stelle des Vortrags, daß die Daten des "Visible Human" von einem staatlich Hingerichtetem stammen, denn der digitale "Adam" wurde anhand des Leichnams eines zum Tode verurteilten Mörders erzeugt. Offenkundig ist insofern, daß der nicht mehr lebt, dem diese Daten einmal abgenommen wurden. Dies nun als Bild des 'Lebens' zu bezeichnen, um für eine zukünftige Welt einzutreten, in der 'Information' von Lebenden gleich wie von Toten kontrolliert wird, kann nur als Fehlleistung interpretiert werden. Und diese Fehlleistung steigerte sich in ergreifender Weise noch in der anschließenden Kommentierung des Videos. Satava appellierte an den Saal, indem er auf die Bilder einer 3dimensional rekonstruierten Hand des "Visible Human" deutete:

Die Fehlleistung, die ich als eine des medizinisch- militärischen Komplexes bezeichnen möchte, kulminiert darin, die Hand eines Mörders, mit der Hand eines Chirurgen zu vergleichen ­ vielleicht sogar seiner eigenen Hand. Das kann keine Absicht sein, scheint mir, sondern eine Entgleisung, ein unbemerkter Lapsus. Dennoch bleibt die erschreckende Botschaft selbst die immergleiche. Der Universalbegriff der 'Information' überspringt die Grenze zwischen Lebendem und Totem, Repräsentation und Repräsentiertem, Avatar und Patient ­ in einem absurden Gestus, der diese Grenzen selbst auslöschen will. Im Versprechen Satavas wird sogar unwillkürlich die Grenze zwischen Heilen und Töten überschritten, die es in der angekündigten Welt aus 'Information' folglich nicht mehr geben wird.
Geopfert wird hier nicht nur die Vorstellung eines 'Menschen', wie wir ihn heute vielleicht 'noch' denken können, sondern auch die Möglichkeit, das, was 'Mensch' im Kontext einer medientechnologisch veränderten Zukunft heißen könnte, neu zu denken. Die "Bio(r)Evolution" wäre eine, die als Zukunft für "unsere Kinder" etwas versprechen zu können glaubt ­ den Tod der Differenz, im Namen einer 'lebenden Information'. Denn exakt diese Figur einer offenkundigen Lüge ist es, die der militärisch-medizinische Komplex auf den Konferenzen vorexerzierte.




ad 1) Das Bild zeigt eine 3dimensionale Rekonstruktion des "Visible Human" von Alexander Tsiaras, vgl.: BodyVoyage, A Three-Dimensional Tour of a Real Human Body, CD-ROM, Time Warner Electronic Publishing, New York, 1997. >>
ad 2) "NextMed: The End of Health Care? (Thought ¥ Health ¥ Immortality) A Conference on the Bio(r)Evolution™", Conference Organizers: Aligned Management Associates Inc., San Diego CA, San Diego Hyatt Regency, 27.-29.1.1998 und "Medicine Meets Virtual Reality: 6, Art, Science, Technology: Healthcare (R) Evolution™", Conference Organizers: Aligned Management Associates Inc., San Diego CA, San Diego Hyatt Regency, 28.-31.1.1998. >>
ad 3) Die Reise fand im Rahmen eines von der VW-Stiftung geförderten Forschungsprojektes statt: "Körperbilder. Mediale Verwandlungen des Menschen in der Medizin", geleitet von Prof. Marianne Schuller. >>
ad 4) "Nehmen Sie an den Old Town Trolley Rundfahrten teil, denn wir zeigen Ihnen einen der Welt größten militärischen Komplexe.", Historic Tours of America, The Nations Storyteller ®: Free Map San Diego, CA, Old Town Trolley Tours, © 1997. >>
ad 5) Gibraltar on the Pacific, San Diego's Military History, Fact Sheet, The Military in San Diego, http://www.cnbsd.navy.mil/PAO/factbook.htm, (9.6.1998). >>
ad 6) In Kalifornien bewirkten diese Kürzungen eine Halbierung der Beschäftigungszahlen im Verteidigungssektor. "Since 1990, employment in defense and defense-related industries has been cut in half." in: California Trade & Commerce Agency: California, An Econimic Profile", September 1997, http://commerce.ca.gov/california/economy (9.6.1998). >>
ad 7) "Die Navy schlägt mit fast 20 Prozent der lokalen Ökonomie zu Buche. (...) Fast 30.000 Zivilpersonen hängen bezüglich ihres Lebensunterhalts vom Militär ab. Über 133.000 Männer und Frauen in Militärdiensten sind in San Diego beheimatet. Insgesamt gibt es 241.000 Familienangehörige von Mitgliedern des Navy und Marine-Corps in San Diego County. (...) Es leben ungefähr 53.500 aus dem Militärdienst Ausgeschiedene in San Diego. (...)Die Navy besitzt ungefähr 69204 ha Land in San Diego County.", in: Gibraltar on the Pacific, San Diego's Military History, Fact Sheet, The Military in San Diego, http://www.cnbsd.navy.mil/PAO/factbook/htm (9.6.1998). Die URL steht aktuell nicht mehr zur Verf¸gung. Ähnliche Information akktualisiert unter: http://www.cnbsd.navy.mil/Mission/sdstats.htm (3.8.1999)>>
ad 8) Ebenda, http://www.cnbsd.navy.mil/PAO/factbook/htm (9.6.1998). >>
ad 9) California Trade & Commerce Agency: California, An Econimic Profile", September 1997, http://commerce.ca.gov/california/economy (9.6.1998). >>
ad 10) "Techniken, die lebende Organismen oder deren Bestandteile benutzen, um Produkte herzustellen.", Ebenda. >>
ad 11) "San Diego ist der Standort von mehr als 200 biomedizinischen und Biotechnologie-Firmen. Die Stadt San Diego verkauft Obligationen, um Anreize für Biotechnologie- Firmen zu schaffen, neue Einrichtungen aufzubauen. Das In-Kraft-Treten des NAFTA (North American Free Trade Agreement) hat neue wirtschaftliche Chancen in San Diego und Imperial County geschaffen. (...) Durch NAFTA ist es den Firmen ermöglicht, Material in Nord-Amerika zu beziehen, in der Grenzregion zu produzieren und nach Kanada, Mexiko und den Vereinigten Staaten auszuliefern, ohne Import-Steuern zahlen zu müssen.", California Trade & Commerce Agency: Site Location, San Diego/Imperial County., http://commerce.ca.gov/regional/ed_regsd.html (9.6.1998). >>
ad 12) "die Zukunft der Gesundheitsvorsorge (-versorgung) zu gestalten", Aligned Management Associates, Inc., Programmheft Medicine Meets Virtual Reality: 6, San Diego 1998, S.1. >>
ad 13) "Ungefähr 800 Spezialisten nehmen an Medicine Meers Virtual Reality jährlich teil, von denen ein Fünftel von außerhalb der USA kommt, um Vorträge zu hören, die von den weltweit führenden Forschern präsentiert werden und um Austellungen und Demonstationen der jüngsten technologischen Fortschritte in Augenschein zu nehmen. (...) Dies ist die Konferenz, die den Hype hinter sich läßt;... ", Aligned Management Associates, Inc., Faltblatt (Rückseite) zu: Medicine Meets Virtual Reality: 5, San Diego 1997. >>
ad 14) Michael J. Ackerman (Office of High Performance Computing & Communications, National Library of Medicine), Ian Algier (New York Hospital / Cornell Med Ctr), David C. Balch (Ctr for Health Sciences Communication, ECU School of Medicine), John P. Brennan (Obstetrics & Gynecology, SUNY Health Sciences Center), Steven T. Charles (Micro-Dexterity Systems), Terence M. Davidson (Continuing Medical Education, UCSD School of Medicine), Steven L. Dawson (Ctr for Innovative Minimally Invasive Therapy Massachusetts General Hospital), Nathaniel I. Durlach (Director, VETREC, Massachusetts Institute of Technology), Henry Fuchs (University of North Carolina, Dept of Computer Science), Walter J. Greenleaf (Greenleaf Medical Systems), Helene M. Hoffman (Asst. Dean, Curriculum & Educ. Computing, University of California, San Diego), CDR Shaun B. Jones (Biomedical Technology, DARPA), Thomas J. Miller (Zeiss Optical Systems, Inc.), Jack W. Moncrief (Moncrief Dialysis Ctr &VidiMedix Inc), Morgan W. Nields (Fischer Imaging), Lutz-P. Nolte (M. E. Muller Inst. for Biomechanics, University of Bern), Makoto Nonaka (Foundation for International Scientific Advancement), Glenn M. Preminger (Division of Urology, Duke University Medical Center), Richard A. Robb (Biomedical Imaging Resource, Mayo Foundation/ Clinic), Jannick P. Rolland (Electrical & Computer Engineering, University of Central Florida Orlando), Joseph M. Rosen (Plastic & Reconstructive Surgery, Dartmouth-Hitchcock Medical Ctr.), Richard M. Satava (Department of Surgery, Yale University School of Medicine), Rainer M.M. Seibel (Inst. of Diagnostic & Interventional Radiology, University of Witten/ Herdecke), Ramin Shahidi (Image Guidance Laboratories / Neurosurgery, Stanford University Medical Center), Faina Shtern (Office of the Secretary/ Hhs, US Office on Women's Health), Hans B. Sieburg (In Silico Technologies, San Diego) Don Stredney (Ohio Supercomputer Center), John P. Verschoor (Advanced Concepts & Technology, Ethicon Endo-Surgery), Kirby G. Vosburgh (Research & Development, General Electric), Yulum Wang (Computer Motion, Inc., Goleta), Dave Warner (NPAC, Syracuse University, Institute for Interventional Informatics, San Diego), Suzanne J. Weghorst (Human Interface Technology Lab University of Washingtion), Brenda Wiederhold (San Diego). >>
ad 15) Bereits zitiert bei: Joe Flower, HOTS, Health Orientated Telekommunication, in: Wired, Januar 1994, http://www.well.com/user/bbear/digihealth.html (25.5.1998), vorgetragen von George Poste, Molecular Medicine, Population Genetics and Individualized Care. >>
ad 16) Z.B. in den Vorträgen von: Robert Strausberg & Carol Dahl, The Genomics Revolution: An Enabling Platform for a New Era in Biomedical Research, Dr. Stephen Johnston, Sequence Space: To Boldly Go Where No Life Has Gone Before, Ward Dean, Aging: The Disease Which Afflicts Everyone Over The Age Of Thirty Five. Methods Of Diagnosis And Treatment. >>
ad 17) "Das Ende der Gesundheitsfürsoge? Die Fähigkeit, den genetischen Code zu manipulieren, bietet die Möglichkeit die Sorge über Krankheiten und Defekte, die eine Bürde der Menschheit darstellen, grundsätzlich zu beenden. Sorgfältig überdachte Manipulation am Genom für physische Verbesserungen mögen in naher Zukunft greifbar sein. Vielleicht wird dauernde, perfekte Gesundheit nicht für immer ein Traum bleiben. Weiter reichend als Computerfähigkeiten und der Hype über das World Wide Web, wird die Überschneidung von Medizin und Biotechnologie die Zukunft des Lebens überhaupt ausmachen. Ärzte, Forscher, Unternehmer und Investoren können einen Blick auf diese Zukunft erhaschen, zusammen mit einer außergewöhnlichen Gruppe von Köpfen, die gemeinsam weiter denken. Nextmed wird der Spiegel dafür sein.", Aligned Management Associates, Inc., Faltblatt NextMed: The End of Health Care?, San Diego 1998, 1. Innenseite. >>
ad 18) Zitiert in: Howard Rheingold, Virtuelle Welten, Reisen im Cyberspace, Reinbek 1995, S.261. >>
ad 19) Weitere Entwicklungen, die Elemente zu zukünftigen telepräsentischen Systemen beitragen könnten aus: Medicine Meets Virtual Reality, Herausgegeben von Westwood, James D. et al., Amsterdam, Berlin, Oxford, Tokyo, Washington, DC 1998: Suzanne Weghorst et al., Validation of the Madigan ESS Simulator, Cagatay Basdogan et al., Force Interactions in Laparoscopic Simulations: Haptic Rendering of Soft Tissues, H. A. Grabowski et al., Generating finite element models from volumetric medical images, Theodore P. Mason et al., The Virtual Temporal Bone, M.D. Ross et al., A National Center for Biocomputation: In Search of a Patient-Specific Interactive Virtual Surgery Workbench, Erik Viire et al., The Virtual Retinal Display: A New Technology for Virtual Reality and Augmented Vision in Medicine, James Parsons et al., A Non-Intrusive Display Technique for Providing Real-Time Data Within a Surgeon's Critical Area of Interest, Naoki Suzuki et al., Simulator for Virtual Surgery Using Deformable Organ Models and Force Feedback Systems, Catherina R. Burghart et al., A System for Robot-Assisted Maxillofacial Surgery, Matthias Wapler et al., Motion Feedback as a Navigation Aid in Robot-Assisted Neurosurgery, Jörg Raczkowsky et al., Planning and Simulation of Medical Robot Tasks, Hiroshi Tanaka et al., Brain Surgery Simulations Systems Using VR Technique and Improvement of Presence, Jon S. Rousu et al., Computer-Assisted Image-Guided Surgery using the Regulus™ Navigator, John W. Hill et al., Telepresence Interface with Applications to Microsurgery and Surgical Simulations, Alberto Rovetta, Demonstration of Surgical Telerobotics and Virtual Telepresence by Internet + ISDN from Monterey (U.S.A.) to Milan (Italy), Don Stredney e al., A comparative Analysis of Integrating Visual Representations with Haptic Displays. >>
ad 20) Gesendet im Magazin WiSo, ZDF, 16.3.1995. >>
ad 21) "Der Maler beobachtet in seiner Arbeit eine natürliche Distanz zum Gegebenem, der Kameramann dagegen dringt tief in das Gewebe der Gegebenheit ein. (Fußnote:) Die Kühnheiten eines Kameramanns sind in der Tat denen des chirurgischen Operateurs vergleichbar.", Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt a.M. 1977, S.32. >>
ad 22) National Library of Medicine, http://www.nlm.nih.gov/pubs/factsheets/visible_human.html (3.8.1999) >>
ad 23) University Corporation for Atmospheric Research, http://www.ncar.ucar.edu/ METASCI/VHP.html (24.1.1996). >>
ad 24) Das Projekt selbst revidierte allerdings die Auffassung darüber, welche Datenmenge "einem ganzen Menschen" entspräche, indem der "Visible Human, female", unter dem Namen "Eva", 1996 noch 'vollständiger' als ca. dreifache Datenmenge erfaßt wurde. Dieser abbildliche 'Realismus' wird insofern proportional zur Größe der erzeugten Datenmenge definiert und wäre so direkt an folgenden immer wiederholten Zahlenangaben abzulesen: Das gesamte Datenset "Adams" benötigt 15 Gigabyte Speicherkapazität, das Datenset "Evas" entsprechend mehr, ungefähr 39 Gigabyte.>>
ad 25) Maria Biel, "Schöpfung", a.a.O., S.87-91. >>
ad 26) Frankfurter Rundschau, 29.11.1995, S.34. >>
ad 27) University Corporation for Atmospheric Research, http://www.ncar.ucar.edu/ METASCI/VHP.html (24.1.1996). >>
ad 28) Prisma Magazin, 27.2.1996, N3. >>
ad 29) Der aktuelle Stand derartiger Simulationen läßt allerdings diese Prognosen als sehr gewagt erscheinen. Qualitativ zu unterscheiden sind hierbei die Simulation mechanischer Eigenschaften des menschlichen Körpers, wie natürliche Bewegungsabläufe oder Reaktionen auf medizinische Eingriffe gegenüber der Simulation von Prozessen auf der Ebene der Zellstruktur, wie sie Alterung oder Tumorwachstum darstellen. Stellt bereits eine ungefähre Nahahmung der verschiedenen mechanischen Gewebeeigenschaften mit unterschiedlichen Spannungen, Widerständen u. a. ein noch nicht gelöstes Problem dar, so kann die Darstellung von zellulären Prozessen als noch nicht annähernd erfaßt gelten. >>
ad 30) Beispiele sind: Surgical Room of the Future (SRF), Massachussetts Institute for Technology, Operating Environment of the Future (OEF), Northrop Grumman Corporation, OP 2000, Nationales Krebszentrum Tokio, ARTEMIS (Advanced Robot and Telemanipulator System for Minimally Invasive Surgery), Forschungszentrum Karlsruhe, Operationssaal 2015, Fraunhofer Institut für Produktionstechnik und Automatisierung.>>
ad 31) "Während 20 jahren militärischer Chirurgie war er ein aktiver Air Force Chirurg, ein Armee Kanditdat für chirurgische Aufgaben im Weltraum, Chirurg bei der Granada Invasion und Krankenhaus-Leiter während der Operation Desert Storm, wobei er stets in Vollzeit seine klinische chirurgische Praxis fortsetzte. Während er danach strebt alle chirurgischen Gebiete zu praktizieren, verfolgt er energisch das Projekt, die Spitzenposition von Hochtechnologien zu halten, um die Architektur für die nächste Generation der Medizin zu bestimmen: Medizin 2001.", Reader NextMed: The End of Health Care?, o.S. >>
ad 32) "DARPAs erste Verantwortlichkeit liegt darin, die technologische Überlegenheit der Vereinigten Staaten zu garantieren und gegenüber unvorhrgesehenen technologischen Fortschritten möglicher Gegner zu schützen. Infolgedessen ist es Aufgabe der DARPA kreative, innovative und oftmals hochriskante Forschungsideeen zu entwickeln, indem eine beträchtliche technologische Einlassung und Unterstützung angeboten wird.", Defense Advanced Research Projects Agency, Mission, 20.4.1998, http://www.darpa.mil/mission.html (25.5.1998).>>
ad 33) "Es brauchte eine lange Zeit bis ich den richtigen Titel gefunden hatte. Was ist die 5. Dimension? Ich gab mir Mühe zu verstehen, worum es beim Informationszeitalter eigentlich geht. Und als ich mich umschaute, waren da 4 Dimensionen von Raum und Zeit. Und als wir anfingen die neuen Informationsbasierten Technologien zu entwickeln, wie ich Ihnen zeigen werde, da wurde mir klar, daß Information, was immer Information auch sei, tatsächlich eine Dimension ist. Was meine ich damit? Eine Dimension ist etwas, was Sie bis zu einem gewissen Ausmaß messen können. Aber wenn Sie damit arbeiten kann das einen Unterschied ausmachen. Ich kann in gewisser Weise die Zeit messen, aber ich kann sie nicht fühlen. Rechtzeitig da zu sein oder nicht, das macht einen Unterschied in der wirklichen Welt. wenn wir anfangen eine Patientenakte als medizinischen Avatar zu konstruieren, den wir entwickeln, mußte es noch eine zusätzliche Dimension geben.(...) Das heißt, die Information ist darin enthalten. In meinem Fall im Menschen. Das ist es, was wir die Eigenschaften nennen, die uns zu Personen machen.">>
ad 34) "Der 'Visible Human' ist ein Eckstein einer million-prozentigen Revolution in der Medizin." (...) Wenn jeder seine Simulationen vom visible Human Datenset aus entwickelt, dann werden all diese Dinge miteinander arbeiten können. Alles was sie tun müssen, ist den spezifischen Visible Human mit ihren Patentendaten auszutauschen." (...) "Es geht nicht länger um Blut und Gedärme, es geht um Bits unmd Bytes. Es ist, als wenn Sie eine Brief oder eine E-mail senden ­ mit dem einen senden Sie das physikalische Objekt, die Atome; im anderen Fall senden Sie die Bits. Sie erhalten die gleiche Information." (...)"Sie werden eine kleine Kreditkarte mit sich tragen, die sie in ein Lesegerät stecken, und ein Hologramm Ihres Körpers wird erscheinen, das alle ihre medizinischen Akten und Aufzeichnungen ersetzt. Die Technologie existiert bereits.", Michael Jennings, Real Patients, Virtual Surgery, in: Life, Februar 1997, S.81.>>
ad 35) Sie können Sensoren im Badezimmer einbauen und jedem jeden Morgen eine automatische ärtzliche Untersuchung bieten. Die Daten sind über Sie und werden in ihren Avatar zurückgeleitet, Ihren eigenen pesönlichen Visible Human.", Ebenda.>>
ad 36) Das Video zeigte die von Alexander Tsiaras erarbeitete Visualisierung der Daten des "Visible Human, male", vgl: BodyVoyage, A Three-Dimensional Tour of a Real Human Body, CD-ROM, Time Warner Electronic Publishing, New York 1997.>>
ad 37) "Was sie hier sehen, sind Bits und Bytes, Nullen und Einsen. Aber das ist auch ein lebender, mitfühlender, atmender Mensch. Dies mag sehr wohl ein Weg sein, Ihnen die Zukunft zu präsentieren, so wird vielleicht einmal Ihre persönliche elektronische Patientenakte aussehen.">>
ad 38) "Schauen sie hier: Vielleicht ist dies die Hand eines Chirurgen. Schauen sie ein bißchen genauer hin. Vielleicht sehen Sie die Geschicklichkeit, die in diese Hand durch jahrelange Praxis eingewandert ist, wenn sie mit ihren Augen unter die Haut gehen. All dies muß in die Vision vom 5. dimensionalen Menschen mit eingehen. Die Herausforderung ist klar: Nehmen sie diese Technologien und bauen sie für unsrere Kinder die Medizin für morgen.">>
 

erschienen in:
Heidrun Kaupen-Haas, etal.,
Strategien der Gesunheitsökonomie,
Frankfurt 1998